a play whose sole purpose was to cover

by la Keitel

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1.
Djamilla 01:55
2.
3.
ma doleur 05:08
4.
Noni 05:43
5.

about

attenuation circuit ° ACP 1359 ° 2022
attenuationcircuit.de ° attenuation-circuit@web.de

recorded 2019
mix 2020: wk + pcm
merci: nadja
lakeitel@web.de

www.youtube.com/@petermueller2722

credits

released December 22, 2022

Seit Roland Barthes’ Rede vom 'Tod des Autors' den Akzent verschoben hat von Autorenautorität auf Leserkompetenz und ins Auge der Betrachter, seit die objekt-orientierte Ontologie sogar das Subjekt für obsolet erklärt, was bleiben dann noch außer Gesichter aus Sand, die das Meer verwischt, und rätselhaftes Strandgut? Auf dem Artefakt – ohne verifizierbaren Namen, ohne Titel – das ich in Händen halte, wird lediglich erklärt, dass sein Zweck darin besteht, Leere und Langeweile zu vertreiben. Bewegt von Furcht und Angst, Scham und Demütigung, schwankend zwischen Wut und einem komischen Traum von Demut. Ziemlich kryptisch sind auch die Sätze
The picture moves from room to room, large red rooms with furniture and things. 3 women who are waiting for the fourth one to die. Das Alan Smithee (=Anon.) zugeschriebene, faszinierend unheimliche Youtube-Video zu '3 women' zeigt einen merkwürdig maskierten Banjospieler und den Sänger (Actor: Peter C. Mueller) mit (durch eine Strumpfmaske) plattgedrückter Visage, wie einen schwer vermöbelten Boxer. Es ist ebenso wie 'duumsch' ein Teaser für das Album a play whose sole purpose was to cover (not yet on label). Fotos zeigen eine Band wie in David Lynchs »Bang Bang Bar« und wohl die leere Reichsparteitagstreppe. Eine Anspielung auf Hitlers in Nürnberg hingerichteten Generalfeldmarschall Keitel bleibt jedoch spekulativ und wäre auch mit Scham verbunden, mit Scham und Schande. Der passende Schlüssel ist nämlich Ingmar Bergman, doch weniger mit "Schande" und "Das Schlangenei" als mit "Persona" und "Schreie und Flüstern". Was ich dazu erwarte, ist postindustrieller Noise, meinetwegen in einer powerelektronischen oder gothrockigen Spielart. Was erklingt, ist dagegen ausnehmend eigenständiger Wave, mit synthiorchestralen Arrangements und einer Frauenstimme, die Japanisch lispelt. Avant-Pop? Dann liegt der Akzent ganz auf der seltsamen Avantness, die sich mit souveränem Programming in Drones, ostinaten Loops und xylophonen Vibes gestaltet. Zu klöppeligem und pochendem, immer etwas unrundem Beat, Kotoklingklang und Piano führt dann eine Baritonstimme, gedämpft singend und flüsternd, in den Red Room: You can never ever scare me. I supply my own angels and demons. Züngelnd bleibt aber auch der feminine Zauber im Spiel, der mich leicht an After Dinner erinnert, jedenfalls eher daran als an Tujiko Noriko oder Jack Or Jive. Wobei die Stimme Hiroshima-mon-amour-mäßig ins Französische wechselt, mit Synthibläserstößen und Made to Measure-Esprit. Zu atmender Monotonie, kaskadierendem Beat und melancholischer 'Koto' flüstert auch die Männerstimme frankophon, und zu dumpfen 4/4, Orgel und gekeuchten Lauten dann wieder sie, jetzt sogar deutsch. Der pochende Beat, die knarrenden Synthischwaden, das träumerische Flüstern, die leise Tristesse des Pianos, die aus Emptiness and Boredom gesaugte Poesie, das ist eigentlich viel zu gekonnt, um es Nobodies zuzuschreiben, die sich als Diamanten auf dem Flohmarkt finden lassen. Mir ist, als ob ich beim Blindfoldhören etwas Starkes und irgendwie Vertrautes vernähme, und komm doch nicht auf den Namen. Mit 'dein Hass – the war edit' als Putin-Update eines Thatcher/Falkland-Protestsongs hat La Keitel inzwischen meinen Respekt und die Erwartungen noch gesteigert. Und 40 Jahre Welterfahrung mit in die Wagschale gepackt.

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